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"Bartering" - geläufiger als Tauschhandel bekannt - bezeichnet unterschiedliche Formen geldloser Verrechnungssysteme bzw. komplementärer Zahlungssysteme, bei denen beide Partner jeweils die Leistung des anderen Partners nutzen können. Der Einsatzbereich von Bartering in der Geschäftswelt ist daher durchaus selektiv, da im Rahmen typischer Geschäftstransaktionen Geld gegen Leistung fließt und somit Voraussetzungen für Bartering gerade nicht gegeben sind. Andererseits kann gerade in beispielsweise durch einen Krieg hervorgerufenen Krisenzeiten der Tauschhandel an Bedeutung gewinnen bzw. dann, wenn offizielle Zahlungsmittel ihrer Funktion nicht gerecht werden. Auf der anderen Seite entwickeln sich in solch turbulenten Zeiten oftmals inoffizielle Zahlungsmittel, welche die Funktion des Geldes übernehmen und somit mögliche Vorteile des Barterings nicht zur Geltung kommen lassen.
Bartering schont die Liquidität der Teilnehmer
Bartering bietet als großen Vorteil vor allem die Schonung der Liquidität der Teilnehmer. Dies umso mehr, da gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sich die Liquiditätssituation der Unternehmen regelmäßig anspannt. Die positive Liquiditätswirkung durch Bartering (und die Verbesserung des Liquiditätssaldos) zeigt sich gerade dann, wenn Leistungen ausgetauscht werden, für welche nicht vollständig liquiditätswirksame Vorleistungen (z.B. Material, aber auch Arbeitszeitkonten der Mitarbeiter) erbracht werden. Im Gegensatz dazu wäre ein (ganz normaler) Einkaufsvorgang komplett liquiditätswirksam und in Zeiten angespannter Liquiditätslage nachteilig. Die Liquiditätslage verbessert sich sogar noch stärker, wenn im Rahmen des Barterings Produkte angeboten werden, die kurzfristig nicht ersetzt werden müssen. Eine vollkommen liquiditätsneutrale Beschaffung ist dann denkbar, wenn Güter angeboten werden, die ohnehin vorhanden sind und kurzfristig nicht ersetzt werden müssen. Bartering kann auch gegenüber (potentiellen) Kunden Vorteile bieten. Wenn etwa bei Kunden Liquiditätsprobleme bestehen, können durch liquiditätsschonende Transaktionsmöglichkeiten wie Bartering neue Kunden gewonnen werden, welche im Idealfall auch nach Normalisierung der eigenen wirtschaftlichen Lage die Geschäftsbeziehung aufrechterhalten. Somit bietet das Instrument des Tauschhandels die Möglichkeit, in rückläufigen Märkten neue Kunden gewinnen zu können, ohne erhebliche Zugeständnisse bei Preisen und Leistungen eingehen zu müssen.
Kostenstruktur und Ausgestaltung der (eigenen) Leistung entscheiden über den Erfolg
Für einen erfolgreichen Einsatz von Bartering muss berücksichtigt werden, dass nicht alle Leistungen bzw. Produkte gleichermaßen gut für diese Transaktionsform geeignet sind. Wichtige Aspekte spielen dabei die Kostenstruktur und die Ausgestaltung der Leistungen. Bei der Analyse der Kostenstruktur gilt zu beachten, dass Bartering ergebnisneutral ist - unter der Annahme, dass beide Tauschpartner die üblichen Marktpreise vereinbaren und ähnliche Gewinnspannen angesetzt haben. Da die Schonung der Liquidität im Vordergrund steht, nehmen die Vorteile von Bartering zu, wenn sich die nicht ausgabenwirksamen (und somit den Cash-Flow des Unternehmens nicht belastenden) Kosten erhöhen. Die Kostenstruktur und die grundsätzlich möglichen Vorteile sind auch von der Branche und vom Geschäftsmodell abhängig. Die Attraktivität der eigenen Leistung ist auch beim Bartering eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg. Da es beim Tauschhandel essenziell ist, einen Partner zu finden, sind zwei Aspekte typischerweise hilfreich. Erstens erhöht sich die Wahrscheinlichkeit der Geschäftspartnerfindung, wenn die eigene Leistung für einen möglichst großen Kreis von Interessenten attraktiv ist. Zweitens sollte sich die Leistung in Einheiten aufteilen lassen, damit beim Austauschprozess möglichst die gleichen Werte gefunden werden können. Dies nicht zuletzt deshalb, da bei einem Tauschhandel im Regelfall der Wert der hingegebenen Leistung jenem der empfangenen entspricht.
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